Erinnern wir uns rasch: Im Frühsommer 2012 hatte der Kanton Zürich für seine Gleichstellungsarbeit einen „Männerbeauftragten“ eingestellt: Markus Theunert. Nach rekordverdächtigen drei Wochen war das Arbeitsverhältnis schon wieder aufgelöst.
Wenn Theunert nun ein Buch zur Geschlechterpolitik vorlegt, könnte erwartet werden, dass er dieses persönliche Erlebnis mit der Gleichstellungswirklichkeit in unserem Land kritisch bearbeitet.
Doch dem ist nicht so. Allenfalls finden sich einige Seitenhiebe gegen den „Gleichstellungsfeminismus“, der sich zu einem „bürokratischen Herrschaftsinstrument“ gewandelt habe. Dies in der Tat ist das Problem, wie vor längerer Zeit auch schon kritische Feministinnen wie Elisabeth Badinter oder die kürzlich verstorbene Tissy Bruns analysiert haben.
Theunert hätte hier ja wahrscheinlich auch mehr als nur einiges zu erzählen gehabt: als Mitglied der Eidgenössischen Frauenkommission, als Lobbyist von männer.ch in Bern, als Teilnehmer von Gleichstellungskonferenzen. Doch Theunert vermeidet es, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Kann man verstehen. Schliesslich ist er primär Politiker und kann es sich nicht erlauben, die Gleichstellungskaste nachhaltig zu vergrätzen.
So baut er denn als bequemen Nebenkriegsschauplatz den Popanz des „Co-Feminismus“ auf. Damit meint er Männer, die „die schweigende Mehrheit im Gleichstellungsprozess“ bilden. Das sei der wirkliche Feind: „Wölfe im Schafspelz der Geschlechtergerechtigkeit“. Sie gehören bekämpft und vor allem demaskiert.
„Der Co-Feminist findet Gleichstellung eine gute Sache, solange er damit nichts zu tun hat. Er ist sozusagen ein profeministischer Sexist. Aus Indifferenz, Angst oder Kalkül gibt er den Frauenversteher und drückt sich damit erfolgreich vor der Auseinandersetzung mit seinem Mann-Sein“.
Über 200 Seiten entwirft Theunert Typologien, Raster, Kategorien und schliesslich gar „zehn Spielarten“ des Co-Feminismus. Das alles bleibt aber gar abstrakt. Irgendwann möchte der geneigte Leser ganz gerne wissen, wer denn nun eigentlich ein Co-Feminist ist. Aber diese Antwort liefert der Autor nicht: kein einziger Namen, null Literatur, nicht einmal ein Verweis, nichts. Meint Theunert am Ende vielleicht sich selber?
Markus Theunert, Co-Feminismus. Wie Männer Emanzipation sabotieren – und was Frauen davon haben, Verlag Hans Huber, Bern 2013, 209 Seiten.
Der Text ist zuerst am 28.04.2013 in der "NZZ am Sonntag" erschienen.